Untarn slaf (Mönch von Salzburg, 14.Jh.)
„Das kchúhorn“ aufgezeichnet in der Mondsee-Wiener Lhs. enthält darin eine Worterklärung: „vntarn ist gewonlich reden ze Salzburg vnd bedeútt so man izzet nach mittem tag úber ain stund oder zwo“ („Untarn“ ist ein in Salzburg gebräuchlicher Ausdruck; er bedeutet die Essenszeit zwischen ein und zwei Uhr nachmittags.). Ein in der Tradition der Tagelieder angelehnter Text, der nun zur Mittagsstund den Dialog von Knecht und Magd aufgreift. Die durchweg mit den Tönen der Obertonreihe spielende Melodie imitiert dabei ein Weckhorn.
Am Hof des Salzburger Erzbischofs Pilgrim II. von Puchheim (1365–1396) wirkte der anonym gebliebene Mönch von Salzburg, von dem 50 frühneuhochdeutsche Liebeslieder, sieben weitere weltliche, vor allem Trinklieder, und rund 50 geistliche Lieder überliefert sind.
Knud Seckel: Gesang und Drehleier
aufgenommen im Museum Tiroler Bauernhöfe
Untarn slaf tut den sumer wol,
der an straf liblich ruen sol
pey der diren auf dem stro:
in der stiren macht es fro.
Sy: Ich muzz hyn, mein traut gesell,
ich hab ze lang geslaffen hy pey dir.
Er: Traut gespil, ge, wy got well,
ich laz dich schaiden nicht so pald von mir.
Sy: Ja sint dy kchü noch ungemolchen,
darumb ist mir gach:
gespottet wurd mir von den volchen,
sold ich treiben nach.
ain frische, wolgemute diren
kan und waiz gelympf:
dar umb sorg nyman umb dy yren:
ez ist nür yr schympf.
Dy mit lust dem gesellen gut
drukt sein brust - hey, wy wol ez tut! -
der ist zoren, wer sey wekt
mit dem horen und erschrekt
Er: Herczen Trost, wy wol ich spür,
daz du mir pist ain ungetrëuez weib!
Sy: Dinst und lon ich gar verlür,
wizz got! nit, daz ich lenger hy beleib.
gehab dich wol, ich küm her wider,
so ich peldist kan,
und leg mich wider zu dir nyder,
herczen libster man.
ain frische, wolgemute diren
kan und waiz gelympf:
dar umb sorg nyman umb dy yren:
ez ist nür yr schympf.
In dem lauzz, so der herter schreit:
ho, treib auzz! hoho, des ist zeit!
sy erwachet nach der mü:
unbesachet sint dy kchü.
Das fügt wol ainem armen knecht,
dem gut und mut stet all zeit in dem saus;
gold und vechs ist ym nit recht,
ym fügt vil paz dy dyren in dem haus:
wenn sy des morgens fru wil haiczen,
so wekt sy yn vor;
sein hercz kan sy zu freüden raiczen,
daz ez swebt enpor.
ain frische, wolgemute diren
kan und waiz gelympf:
dar umb sorg nyman umb dy yren:
ez ist nür yr schympf.
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