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Mich mac der tôt





Albrecht von Johannsdorf macht sich auf zur Reise ins Heilige Land und lässt seine Minnedame zurück. Er sagt zu ihr "mein Leib er fährt, doch meine Seele bleibt bei dir". Ob Albrecht von Johannsdorf tatsächlich auf einem Kreuzzug unterwegs war lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, jedoch greift er mit den Kreuzliedern eine Tradition im Minnesang auf, die durch Friedrich von Hausen aus dem französischen Sprachraum eingeführt wurde.

Mich mac der tôt von ir minnen wol scheiden,
anders nieman, des hân ich gesworn.
Ern ist mîn vriunt niht, der mir si will leiden,
wand ich zeiner vröide si hân erkorn.
Swenne ich von schulden erarne ir zorn,
sô bin ich vervluochet vor gote als ein heiden.
Sist wol gemuot und ist vil wol geborn,
heiliger got wis genaedic uns beiden.

Do diu wolgetâne gesach an mîm kleide,
daz crûce, dô sprach diu guote ê ich gie:
„wie wiltu nû geleisten diu beide,
varn über mer und iedoch wesen hie?“
si sprach wie ich wolde gebârn umbe sie
[daz ich hin vare und dannoch niht scheide.
Ierusalêm ruoft mich daz ich sie hie lie.]
Ê was mir wê: don geschach mir sô leide.

Nu mîn herzevrouwe, nu entrûre niht sô sêre,
dich will ich iemêr zeim leibe haben.
Wir suln varn des rîchen gotes êre
Gerne ze helfe dem heiligen grabe.
Swer dâ bestrûchet der mac wol besnaben,
dâne mac niemen gevallen ze sêre.
Daz mein ich sô: die sêle wirt erhaben,
sô si mit schalle ze himele kêre.


aufgenommen in der Burg Trifels








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