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Herzeliebes frouwelîn (Walther von der Vogelweide, 13.Jh)





Walther von der Vogelweide lobt sein frouwelîn, trotz der Neider und Missgönner, die ihm vorwerfen nicht die rechte Minne zu einer Dame zu pflegen.

Herzeliebes frouwelîn,
got gebe dir hiute und iemer guot.
Kunde ich baz gedenken dîn,
des hete ich willeclîchen muot.
Waz mac ich dir sagen mê,
wan daz dir nieman holder ist?
Owê, dâ von ist mir vil wê.

Sie verwîzent mir daz ich
Sô nidere wende mînen sanc.
Daz si niht versinnent sich
Waz liebe sî, des haben undanc!
Sie getraf diu liebe nie,
die nach dem guote und nach der schoene
minnent: wê wie minnent die?

Bî der schoene ist dicke haz:
Zer schoene niemen sî ze gâch.
Liebe tuot dem herzen baz:
Der liebe gêt diu schoene nâch.
Liebe machet schoene Wîp:
Des enmac diu schoene niht getuon:
Sie enmachet niemer lieben lîp.

Ich vertrage als ich vertruoc
Und als ich iemer will vertragen.
Dû bist schoene und hâst genuoc:
Waz mugen si mir dâ von gesagen?
Swaz si sagen, ich bin dir holt
Und nim dîn glesîn vingerlîn
Vür einer küneginne golt.

Hâst dû triuwe und staetekeit,
sô bin ich sîn ân angest gar
daz mir iemer herzeleit
mit dînem willen widervar.
Hâst aber, dû der zweier niht,
so enmüezest dû mîn niemer werden.
Ôwê danne, ob daz geschiht!


aufgenommen in Nienover (http://www.mittelalterhaus-nienover.de)








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