Wenn ich betracht (Mönch von Salzburg, 14. Jh.)
Der Mönch von Salzburg (zweite Hälfte des 14. Jh.) wirkte und verfasste seine Lieder am Hof des Salzburger Erzbischofs Pilgrim II. Von ihm sind 50 frühneuhochdeutsche Liebeslieder, sieben weitere weltliche, vor allem Trinklieder, und rund 50 geistliche Lieder überliefert.
In diesem Lied besingt er die Beziehung zu einer Frau, die ihm ans Herz gewachsen ist. Sinnlichkeit gab es wohl auch im Kloster bei Mönchen. Es existiert sogar die These, dass der Mönch von Salzburg der Bischof persönlich gewesen sei, der unter einem Pseudonym sich verewigt hat.
Knud Seckel: Drehleier und Gesang
aufgenommen im Museum Tiroler Bauernhöfe, Kramsach (A)
Wenn ich betracht die gueten nacht
dew mir enpot ain mündlein rot
und das ich ir des nachtes gedächt
so wünscht ich das ich wär ir knecht
und umb ir genad verdiennen möcht
ein lieplich morgengrüessen
söleich süessen möcht mir püessen
in herczen all melancoley
Ir edle art schön weiplich czart
kan mit gelimph wol treyben schimph
das mir ir güetleich wortt erscheust
wann was man sust in frewden neust
ir grues auch fast in herczen fleust
den sy mit plick bedewtet
sy trewtet und enpewtet
bein arm und reicht sich wandels frey
Pesunder hail wart mir czu tail
guet nacht von ir das liebet mir
dew nacht mues all nacht newen sich
und mit gedencken frewen mich
umb gueten tag ich ir czusprich
das frewet mich füer smerczen
ir scherczen liebt mir in herczen
das kan sy wol mit churthesey
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