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Ich saz ûf eime steine (Walther von der Vogelweide, 13. Jh)





Die berühmte 1.Strophe vom Reichston des Walther von der Vogelweide. Er sinniert über die Welt. Guot und weltlich êre (Reichtum und Ansehen) und Gottes Huld, die drei kommen niemals zusammen...wie wahr!

Ich saz ûf eime steine
und dahte bein mit beine:
dar ûf satzt ich den ellenbogen:
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange.
dó dâhte ich mir vil ange,
wie man zer welte solte leben.
deheinen rât kond ich gegeben,
wie man driu dinc erwurbe,
der keines niht verdurbe.
diu zwei sint êre und varnde guot,
daz dicke ein ander schaden tuot:
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde.
diu wolte ich gerne in einen schrîn.
jâ leider desn mac niht gesîn,
daz guot und weltich êre
und gotes hulde mêre
zesamene in ein herze komen.
stîg unde wege sint in benomen:
untriuwe ist in der sâze,
gewalt vert ûf der strâze:
fride unde reht sint sêre wunt.
diu driu enhabent geleites niht,
diu zwei enwerden ê gesunt.


aufgenommen in Nienover (http://www.mittelalterhaus-nienover.de)








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